E-Moutainbike Tour 2019 – Samstag

Tag 2, Samstag – ab in den Süden (zum Tag 1)

Treffpunkt ist um 9 Uhr, denn laut der drei Wetter-Apps die wir nutzen soll es ab 12 Uhr bereits regnen. Wir überqueren erneut die Loisach, diesmal geht es Richtung Zugspitze. Wir fahren durch die Föhrenheide nach Farchant und haben über das weite Tal einen wunderbaren Blick auf das Bergpanorama.

Zugspitze AlpspitzZugspitze Alpspitz

Mit Blick nach Westen sehen wir die Burgruine Werdenfels und weiter geht es über den flachen Rad- und Wanderweg in Richtung Burgrain. Dann folgt der ersten Schotterweg und die steile Auffahrt über die  Reschbergwiesen. Durch den Regen des Abends und der Nacht geben Steine und Geröll ganz schön nach und meine Reifen geraten ins Rutschen – das macht mich etwas unsicher. Andererseits kennen wir nun alle unsere  Räder ganz gut und wir wissen, wie zu schalten ist, so dass Roland ansagt, dass wir hier in unserem individuellen eigenen Tempo den Berg hinauffahren sollen. Oben angelangt folgt eine extrem steile Abfahrt erst bis zu den Wasserfällen und dann zu einem kurzen Stopp am Pflegersee. Diese Abfahrt mit Geröll und Kurven ist kaum zu vergleichen mit der Abfahrt am Tag zuvor – ich finde sie noch viel schwieriger und bin erneut ziemlich angespannt und auch ein wenig panisch. Zwischendrin denke ich, dass ich absteigen und schieben muss. Durch Ninas Anweisungen gelingt es ohne – allerdings mit Füßen am Boden. Den Wasserfall genieße ich als Schlusslicht hier nur kurz, denn dann geht es weiter bergab. Der Pflegersee ist toll. Wir setzen unsere Trinkflaschen an und bewundern die riesigen Karpfen. Ein gutes Bild ist kaum zu schießen, denn der Berg ist unfassbar nah. Er spiegelt sich wunderbar im See. Und es ist still und schön. Auf dem Parkplatz sehen wir übrigens einige WoMos stehen – hier zu übernachten ist bestimmt traumhaft.

PflegerseePflegerseePflegersee

Roland empfiehlt nun, die Windbreaker anzuziehen, denn nun folgt eine steile asphaltierte Abfahrt. Schnell ist ja nichts für mich. Die pinke Jacke von Mari sehe ich nicht lange – sie ist flott unterwegs und schon nach der zweiten Kurve nicht mehr zu sehen – mit 48 kmh den Berg runter! Nicht schlecht!

Unten angekommen, erhalten wir den ersten Blick auf die Sprungschanze und fahren dann durch Garmisch, bei den Neureuthers und am Haus „Zum Husaren“ mit Weihnachtsbeleuchtung und Bemalung vorbei. Schließlich in und durch die Frühlingsstraße,  die älteste Straße von Garmisch.

Mein Moutainbike und ichSchanzeHusarenhaus mit BeleuchtungFrühlingsstraßeBerge von Garmisch gesehen

Über einige Baustellen kommen wir nach Breitenau und fahren an den Kasernen vorbei über die Brücke nach Grainau. Die langgezogene Wiese, den Hammersbach durch Grainau nimmt jeder in eigener Geschwindigkeit. In voller Sonne und stetig bergauf überqueren wir am Ende erstmals die Zahnradbahn.  Dann kommt wieder eine Ansage – jeder in seinem Tempo – den steilen Wander- und Radweg zum Eibsee hinauf. Das ist Mountainbiken so wie ich es mir vorgestellt habe. Es geht über einen Trampelpfad durch den Wald nach oben. Immer mal wieder eine steile Kehre, Wanderer, andere Biker. Mal mit elektrischer Unterstützung mal nicht. Jeder ab einem bestimmten Punkt in kleinstem Gang und alle in totaler Anstrengung. Übrigens die Wanderer nicht weniger angestrengt als wir. Natürlich entscheide ich mich für maximale Unterstützung und schalte in Boost. Einmal komme ich aus dem Rhythmus, weil jemand mir den Weg versperrt – wieder in den Tritt zu kommen ist echt eine große Herausforderung. Klappt aber. Wir girls treffen uns oben: Nina, Mari und ich sind sehr glücklich und wirklich richtig stolz auf uns. Dort, wo der Waldweg nun auf die Straße führt, befinden wir uns direkt im Touristentrubel. Sonntagszwirn, dicke Autos, Kinder, Kinderwagen, Burkas… alles vor Ort. Wir schließen unsere Räder an und kehren gegen halb zwölf zum ersten Einkehrschwung in den Eibseepavillon ein. Was ein schöner Blick über den See. Für alle anderen Gäste auf der Terrasse sind aber wir das interessantere Ziel der Beobachtung. Man bestaunt uns sechs ein bisschen wie Kino – in unseren bunten Radklamotten, unseren Rucksäcken, unseren Shirts, die wir zum Trocknen aufhängen. Wir sind wild und laut… denn einfach glücklich und übermütig. Bis hierher haben wir bereits die ersten zweieinhalb Stunden und über 26 km hinter uns gebracht.

EibseeEibsee

Strecke Oberau-Eibsee in KMTräger der Zugspitzbahn_1469

Nach der Erfrischung besichtigen wir die neue Gondel der neuen Zugspitzseilbahn. Sie bringt 120 Gäste auf einmal zu Deutschlands höchstem Berg auf 2.962 Meter. Es gibt zwei Gondeln die über zwei Seile gegenläufig schweben. Tatsächlich gibt es neben dem Start und dem Endpunkt nur einen Träger der die Seile hält, an der die Bahn schweben. Kurzes Fotoshoot und dann bergab. Hier teilen  wir uns die asphaltierte Straße mit Autos und Bussen. Am Rand liegen Steinchen und ein bisschen Geröll und gleichzeitig ist es steil. So fahre ich automatisch ziemlich weit auf der Fahrbahn. Hab mich bisher immer über Radfahrer gewundert, die soweit auf der Straße fahren – ja, und ich gebe zu, auch immer ein bisschen geärgert. Jetzt weiß ich, warum sie dort fahren und hab gleich ein ganz neues Verständnis. Dann fahren wir wieder durch den Schatten auf Schotter und Waldboden Richtung Partenkirchen. Zweimal überqueren wir die Zähne der Zahnradbahn und fahren zur Neuneralm. Bei nächsten Stopp, unsere Stopps heißen übrigens „Heimatkunde“, erläutert Roland was wir sehen. Und hinter uns, quasi 2 Minuten, nach dem wir in rasendem Tempo die Straße hinunter gefahren sind – überquert ein Eichhörnchen den Weg.  Wieder wird uns klar, dass wir immer vorsichtig fahren müssen. Wenn das Oachkatzl vor uns den Weg kreuzt, wird bremsen wohl kaum möglich sein… ooaaahhh!!!

Schafe an der Neuneralm

Kurz fahren wir über Straßen und warten an einer geschlossenen Bahnschranke, dass die Zahnradbahn, die Bayrische Zugspitzbahn zum Gipfel, kreuzt. So wie wir dort mit unseren sechs Rädern stehen, könnte man von einer Straßendemo sprechen und es gibt erneut Heimatkunde: Wir blicken auf das Höllental und bekommen den Tipp, mit der Zugspitzgondel nach oben mit der Zahnradbahn nach unten zu fahren – sollten wir den höchsten Berg Deutschlands jemals besuchen wollen. Über den Hammersbacher Fußweg fahren wir weiter und an der nächsten Schranke bewundern wir die steile Skiabfahrt und den „Freien Fall“ der Kandahar sowie den Landeplatz der Gleitschirmflieger. Am Hausberg Parkplatz wird bereits für das kommende Wochenende aufgebaut – das BMW Bikefestival steht im Juli an, das große Motorradtreffen der Motorenwerke.

Zahnradbahn an der SchrankeKandaharKarte am Wanderweg

Am Skistadion mit Blick auf die Schanze und die Slalom Abfahrt von Garmisch machen wir kurz Halt. Das Stadion wird derzeit umgebaut. Die Tribünen von den olympischen Spielen 1936 werden modernisiert. Der Parkplatz ist voll und es sind jede Menge Touristen unterwegs.

Schanze und SlalomabfahrtTribünenbaustelle Stadion

Rolands genialer Einfall, jetzt auch noch die Klamm zu besuchen ist eins meiner persönlichen Highlights. Schließlich bin ich totaler Fan. Wir fahren vor bis zur Graseck-Bahn, dort stellen wir die Räder in der Garage des Betreibers unter und steigen in die Kabinenbahn. Und hier fängt es nun leicht an zu tröpfeln. Einmal durchs Hotel weiter zur Kaiserschmarrn-Alm unterhalb des Eckbauers und dann erfolgt der Abstieg hinunter zum Hinterausgang der Partnachklamm.

GrasseckbahnEckbauerZu Fuß zur KaiserschmarrnalmZiegen KaiserschmarrnalmHintereingang Partnachklamm

Auf diesem Weg regnet es jetzt richtig und wir ziehen unsere Regenjacken an und zeihen die Regenhüllen über unsere Rucksäcke. Jetzt sind wir richtig bunt und fühlen uns wie die entlaufenen Püppchen aus dem „Mensch Ärgere Dich Nicht“ Spiel. In der Klamm ist richtig was los. Und doch haben wir die Möglichkeit, immer wieder stehen zu bleiben und über die Absperrseile und Mäuerchen in die reißende Partnach zu schauen. Kaum merken wir, was hier Spritzwasser, Regenwasser oder Bachwasser ist – es ist einfach nur nass! Aber wir haben jede Menge Spaß. DANKE an Roland für diesen unfassbaren Abzweig!

PartnachklammPartnachklamm

Wir holen unsere Räder ab und in der Garage entscheiden wir, dass wir nun zum Sportheim nach Farchant zurückfahren, um dort einzukehren. Im Regen geht es Richtung Partenkirchen und wir fahren durch die Historische Ludwigstraße. Ohne Schutzbleche drecken wir uns nun so richtig ein und das Wasser spritzt an den Hintern – ratzfatz ist das Polster der Radlerhose und auch die Unterhose nass. So ist das also als echter Mounterer… aber schon an der B2 entlang der Loisach hört der Regen auf und wir fahren erneut im Sonnenschein gen Norden. Rechts lassen wir den Tunnel liegen und über den Radweg, den wir auch am Morgen genommen haben, fahren wir flott zum Einkehrschwung ins Sportlerstüberl Farchant. Auch bei kleiner Karte findet sich für jeden etwas – von Kaasspatzn, über Schnitzel, Knödel und Pasta. Auch das Bier dazu darf nicht fehlen. Da das Wetter aufreißt haben wir einen wunderbaren Blick über die Bäume auf die Berge im Süden.

Himmel reißt auf in FarchantKönig Ludwig DunkelStrecke von Garmisch nach Patenkirchen

Frisch gestärkt, richtig satt, bierselig geht es nun mit Booster über die Föhrenheide mit letztem Blick über die Loisach zurück nach Oberau. Wir sammeln die Ladegeräte ein und fahren die Boliden zum Händler. Es ist mittlerweile fast 17 Uhr. An unserem zweiten Tag sind wir also sechs Stunden unterwegs gewesen und haben fast 60 km hinter uns gebracht.

LoisachDrei Strecken in KMVier Boliden

Alle duschen, alle entspannen sich. Am Abend letzter Treffpunkt erneut am großen Tisch bei Nina und Roland. Bei Chips und Nüssen, mit Aperol Spritz, Weinschorle und Bierchen genießen wir mit  bayrischer Volksmusik als Untermalung die gesammelten Fotos der letzten zwei Tag. Wir sind uns einige, dass es richtig viel Spaß gemacht hat, dass wir super Glück mit dem Wetter hatte und dass wir Flachländer alle ein bisschen angefixt sind vom E-Mountainbike Fahren. Und dass wir super Guides hatten die alles wunderbar vorbereitet und uns ganz wunderbar verköstigt und betreut haben. DANKE!

Tags drauf geht es nach Hause – morgens um 4:45 Uhr und auch um 9 Uhr. So brauchen die einen keine sechs Stunden und die anderen gut neun… Alle sind sich einig – das war ein wunderbares Wochenende!

Wie schön es doch ist, wenn die Verwandtschaft lebt, wo andere Urlaub machen!

Mein Tipp für Euch:
Bei einer Rückreise aus der Gegend um Garmisch an einem Sonntag fahrt ruhig über München – auch noch gegen 9 Uhr morgens. Der Weg über die Dörfer ist einfach zu lang… Bis ihr in Kempten auf die Ulmer Autobahn fahrt, ist die nämlich dort schon voll.

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