An meinem Geburtstag in 2018 lernen sich meine Verwandte (Nina und Roland) und Freunde (Mari und Jens) kennen und in einer Bierlaune wird ausgemacht, dass die E-Bike-freudige Verwandtschaft aus den Bergen ihre Leidenschaft mit uns teilen und uns anstecken will. Gesagt getan. Ein Termin in ferner Zukunft wird ausgemacht – unabhängig vom Wetter und von Ferien. Passend mit einem Brückentag, damit sich zwei volle Biketage ergeben.
Im Juni 2019 ist es nun soweit.
Donnerstag ist Anreisetag ins Oberauer Zugspitzland. Mari und Jens kommen von zu Hause, Sven und ich kommen mit dem Wohnmobil aus dem Salzkammergut. Am Nachmittag stürmt und regnet es, dass wir Angst bekommen, die Tour fällt sprichwörtlich ins Wasser. Wir treffen uns zu einem gemeinsamen Abendessen – meine Cousine Nina hat köstlich für uns gekocht – und zu sechst sitzen wir um den Tisch, essen, trinken und mit einer gewissen Anspannung und Aufregung besprechen wir die Details für den nächsten Tag.
Freitag – ab in den Norden
Der Tag beginnt um 9 Uhr mit der Abholung der E-Bikes im Fachgeschäft. Nach kurzer Einführung und einem kleinen Fotoshooting starten wir unseren Trip. Es geht über die reißende Loisach und wir erleben erstmals das fantastische Bergpanorama auf die Alp- und die Zugspitze.
Weiter folgen wir dem Weg am Golfplatz vorbei und über den ersten Anstieg „Über die sieben Quellen“ nach Eschenlohe. An der ersten Bank mit herrlichem Blick nehmen wir wie geplant unser Frühstück in Eschenlohe ein. Auf dem Weg dorthin erlebe ich meine Fahrradkrise, denn ich komme mit meinem E-Bike gar nicht klar. Der Sattel ist zu niedrig und ich bekomme die Kraft aus den Beinen nicht aufs Pedal. Zudem denke ich, dass ich meine Fahrt durch den Motor nicht zu stark unterstützen soll – denn vielleicht reicht dann am Ende mein Akku nicht aus. So bin ich bereits nach diesem kleinen Stückchen angestrengt und frustriert. Mäh! Schlechte Laune zieht auf. Aber in unserer Pause kümmern sich die Männer um den Sattel und tatsächlich kann er höher gestellt werden – da hatte ich den Verleiher wohl falsch verstanden, denn ich dachte, das ginge nicht. Jetzt bin ich glücklich und für die weitere Tour technisch gut gerüstet. Auch Mari und Jens ändern ihre Radeinstellungen.
Mit technischem Update und frisch gestärkt geht es nun über den „Unterer Heubergweg“ nach Ohlstadt. Bei der ersten Steigung leitet Roland Mari und mich genau an. Er gibt uns vor, welche Unterstützung wir dem Motor geben sollen und mit der höchsten Unterstützung des Motors „Boost“ flitzen und fliegen wir über Geröll und Steine den Hang hinauf. Klasse!
Der Weg, der dann aber folgt ist so steil, dass ich als Schlusslicht mit dem kleinsten Gang in höchster Unterstützung den Berg hinaufkrieche. Nina ist so freundlich – als Besenwagen begleitet sie mich und in Mitten dieser großen Anstrengung meint sie, wir sollen eine kurze Trinkpause machen. DANKE! So gestärkt geht es weiter und ich komme super oben an.
Vom obersten Punkt geht es dann auch die erste steile Abfahrt zur Kreutalm hinab. Und glaubt mir, hinauf ist zwar total anstengend, aber hinunter ist nicht besser: es ist unglaublich furchteinflössend und ich kralle mich am Lenker fest… und auch hier bekomme ich die größte Unterstützung von den zwei Profis. Nina fährt nun an der Spitze der Gruppe und Roland erläutert mir, wie ich bergab fahre. Erstens, bergab fahren darf nicht anstrengend sein und zweitens, fahr im Stehen und schieb den Po weit nach hinten über den Sattel in Richtung Hinterrad, dass dort das Gewicht liegt. So kommt man am besten in voller Bremsung den Berg hinunter. Ganz zu Beginn der Tour hatte Sven mir noch den Tipp gegeben, die linke Bremse nicht allein zu nutzen, da dies die Vorderbremse ist. Jetzt beim bergab Fahren bremse ich vorn und hinten gleichzeitig. Wenn ich die Bremsen etwas löse, dann nur die linke. So klappt die Abfahrt – aber die Nerven liegen blank! Unten angekommen erreichen wir die Kreutalm und wir kehren auf erfrischende Getränke ein. Wir genießen bei tollstem Sonnenschein den Ausblick auf Kochelsee & die königliche Kristalltherme. Über uns kreist ein Milan – oder ein anderer Raubvogel mit enormer Spannweite. Der Kopf ist frei und leicht – die Eindrücke, die Anstrengung und zum Teil die totale Fokussierung auf den Weg und das Rad erlauben keine weiteren Gedanken. Super!
Frisch gestärkt nehmen wir die steile Abfahrt nach Ohlstadt über das staatliche Pferdegestüt Schwaiganger. Wir fahren jetzt ohne viele Stopps über Eschenlohe und Höllenstein durchs Katzental ins Oberauer Schwimmbad. Wir passieren den Eschenloher Friedhof, kommen an der Auffahrt zum Grünen Fleck vorbei. Ich freue mich so, dass ich nun weiß, wie das Rad funktioniert und wo ich bin, dass ich etwas entspannter die Berge hinauf und hinunter fahren kann. Die Gruppe ist freundlich zu mir – sie lässt mich komplett an allen vorbei ziehen und ich führe kurz eine Bergetappe an! DANKE Leute! Im Schwimmbad genießen wir unseren nächsten Einkehrschwung. Für uns wird ein Seitentor geöffnet, wir schieben unsere Räder hinein und setzen uns ins Café. T-Shirts, Hosen, Halstücher, Haare… alles nass und die Meute komplett glücklich – wie köstlich kühle Schorle, kaltes Radler und Weißbier doch sein kann. Vor allem, wenn die Weltidee des Bierglas-Coolers eingesetzt wird 🙂
Auf dem Heimweg sehen wir uns noch den Tunnelbau in Oberau an, der in 2022 als Magdalena Neuer Tunnel eröffnet werden soll.
Den Nachmittag nutzen wir zum Chillen; der Wolkenbruch setzt ein, es schüttet; abends essen wir erneut am großen Tisch und füllen mit herrlicher Pasta die Kohlenhydratspeicher wieder auf 😉
Morgen soll es stürmen und regnen. Ist uns aber erstmal egal, denn wir lassen unseren ersten Tag Revue passieren, ca. 30 km, ca. 4 Stunden unterwegs – Eindrücke für ein ganzes Wochenende gesammelt und schon einige Glücksgefühle. Seelig, mit leichtem Weinschwips falle ich ins Bett.
Herausgefunden für Euch:
Das E-Bike der Marke HIBIKE kostet zum Ausleihen im Fahrradcenter Oberland 49 EUR pro Tag – ab einer Ausleihe von drei Tagen wird es etwas günstiger.
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