Unser Campingjahr 2019 beginnt mit einem Ausflug nach Holland. Wir erkunden bei schönstem Wetter über die Osterfeiertage die Provinz Groningen!
Wir beginnen unsere Reise mit der ersten Etappe von Dortmund nach Nordhorn abends nach der Arbeit. Dort kommen wir am Gründonnerstag gegen halb acht an. Der vorletzte Stellplatz ist unserer – den letzten übernimmt einige Minuten nach uns ein Unimog der Marke Eigenbau. Die schwindende Sonne beschert uns ein stimmungsvolles Licht und wir spazieren um den Vechtesee. Es sind jede Menge Mücken mit uns unterwegs – aber das beeindruckt weder uns, noch Milla, noch die verstreuten Angler in ihren Anglerhütten.
Der nächste Tag ist genauso schön. Milla und ich beginnen den Tag erneut mit einem Spaziergang um den Vechtesee, dann fahren wir nach Groningen. Welch ein Fehler! Die Fahrt ist gut, wir sind schnell vor Ort. Auf dem Park & Ride Parkplatz hätten wir uns schon denken können, dass der Weg in die Stadt nicht lohnt. Es ist bereits hier unfassbar voll – natürlich sind schon viel mehr Wohnmobile vor Ort als erlaubt… Aber unbeirrt schicken die städtischen Guides uns mit dem Shuttle Bus in die Stadt. Ein älteres Ehepaar zieht uns ohne mit der Wimper zu zucken ab. Die Fahrkarte würde für 5 Personen gelten, wir können bei ihnen mitfahren, auf dem Rückweg würde nicht kontrolliert. Also geben wir 2 Euro zu dem Shuttleticket für 6 EUR dazu und müssen alleine für den Rückweg später 5,40 EUR zahlen… hört nicht kritiklos auf die Alten! Sind nicht alle vertrauenswürdig!
Die Stadt ist ekelhaft voll. Außer Menschengeschiebe ist nichts zu erleben. Keine Blumen, keine Fische, keine Marktstände… einfach alles voll und verstopft. Der Moment, in dem ich weiß, ich will abbrechen und einfach nur weg hier ist gekommen, als der Marktschreier seine Mikrofonanlage mit aller Gewalt durch sein Geschrei zum Erliegen bringen will. Fremdschämen. Wer ist hier schlimmer – der, der so brüllt, oder der der das hören will?! Wurscht – ich muss weg!
Wir fahren Richtung Norden in den Nationalpark Lauwersmeer. Ziel ist ein abgeschiedener Campingplatz. Und das ist eine sehr gute Wahl. Hier stehen wir unter einem Windrad, neben einem Gewächshaus in dem sogar zwei Schweine leben. Wir essen Nudeln, Schrimps und Tomatensoße und erkunden den kleinen Hafen. Dann machen wir mal wieder unsere Privatdisco im Camper! Erst leg ich auf, dann Sven. Die Bose-Box beschallt uns herrlich und in unmittelbarer Umgebung stören wir niemanden. Mit Blick auf den Hafen geht es bei ansonsten großer Finsternis ins Bett.
Am Samstag fahren wir weiter über Eenrum und Pieterburen nach Noordpolderzijl. In Pieterburen besuchen wir den Museumsshop von der hiesigen Seehundstation und essen danach Fish & Chips. In Noordpolderzijl bekommen wir nach einer rasanten Umparkaktion von dem Profiwohnmobilfahrer Sven den letzten offiziellen Stellplatz und lassen den Abend ausklingen. Hier erkennt man den Unterschied zum deutschen Weltkulturerbe Wattenmeer kaum. Gleicher Schlick, gleiches Watt, gleicher Priel, gleiche Schafe, gleiche Vögel… Allerdings haben wir von hier ein Blick auf die Insel Schiermonnikoog. Wir skypen mit USA, genießen bei steifer Briese den Sonnenuntergang über der Nordsee, spielen mit Schnäpschen eine schöne Runde Rommee und schlafen bei herrlicher Ruhe direkt hinterm Deich.
Der Tag beginnt für Milla und mich auf dem Deich. Wir bewundern erneut das Watt und machen noch schnell eine Tonaufnahme von den Tieren im Watt. Nach einem leckeren Osterfrühstück geht es in die Gärten der Menkemaborg. Voll schön hier. Die Zeit scheint stehen geblieben und gleichzeitig im Heute angekommen zu sein. Wir genießen den Lustgarten, lesen die Zeit im Sonnenuhrgarten, bewundern die Frauenskulpturen aus Sandstein, die die vier Jahreszeiten verkörpern, verlaufen uns im Irrgarten und reiben an Kräutern im Küchengarten. Einfach toll am Osternmorgen! Die Obstgärten blühen und die Rosen treiben bereits überall aus. Was man jedoch nicht übersehen kann ist, dass auch hier der Zünsler unterwegs war – die Buchsbaumhecken sind über Strecken ziemlich abgefressen. Dann machen wir eine Pause im Cafe und genießen Kaffee und Senfsuppe. Vom Haus gibt es einen Ostergruß aus der Küche dazu – dickflüssigen Eierlikör mit Sahne zum Löffeln im Schnapsglas. Yammi! Und das schon mittags.
Von hier fahren wir nach Appingedam: Wir bewundern die angekündigten hängenden Küchen über der Gracht. Daneben gibt es noch küssende Skulpturen zu bestaunen – das war es aber auch schon an diesem Ostersonntag.
Über Delfzijl fahren wir dann weiter nach Bourtange. Auf dem kleinen Campingplatz bekommen wir einen Stellplatz für WOMOs zugewiesen. Sven stellt Strom an, fährt die Markise aus, stellt die Stühle und den Tisch auf, breitet Millas Decke aus, zieht sein Trikot an, startet auf seinem Rechner Sky Go und öffnet sein erstes Bier. Ging unglaublich flott! Und das Spiel ist ganz nach unserem Geschmack – der BVB gewinnt gegen Freiburg 4:0. Dann erkunden wir die Festung Bourtange aus dem 16. Jahrhundert, die Wilhem von Oranien erbauen ließ um die Versorgungswege zwischen Goningen und Lingen zu sichern. Sie ist schon lange nicht mehr militärisch genutzt und heute komplett zugänglich, Menschen leben dort und es gibt auch Ostersonntag abends einige Kneipen die geöffnet haben. Wir trinken Amstel und essen Pommes mit Frikandel Spezial. Die Festung ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert – sie schließt nicht und man braucht auch keinen Eintritt zahlen. Der ist nur fällig für die Museen, die sich in der Festung befinden. Aber da wir mit Milla dort sowieso nicht hinein dürfen, interessieren sie uns gar nicht erst und sind sowieso geschlossen.
Mit den Laptops auf dem Schoss und Kerzenschein beschließen wir unseren letzten Abend dieses Trips. So wie es scheint, bleibt tatsächlich lediglich ein Bier unserer Vorräte übrig.
Am nächsten Morgen fahren wir gut erholt über die mittelalterliche Klosteranlage ter Apel nach Hause. Das Kloster öffnet erst um 13.00h an Feiertagen, also spazieren wir durch den Wald drum herum und sparen und den Besuch. Der Parkplatz füllt sich zügig, eine Hüpfburg wird aufgebaut – Menschen im feinen Zwirn sammeln sich zum festlichen Osterlunch.
Ohne Stau sind wir zwei Stunden später wieder zu Hause.
Und einfach, weil es gerade Thema ist und in einem Monat auch Europawahlen sind: Die unaufgeregten Grenzübergänge haben uns auch diesmal wieder begeistert. Nur durch ein Schild wissen wir, dass wir schon in einem anderen Land angekommen sind. Der Kanal neben der Straße ändert sich nicht, lediglich die Häuser muten direkt vom Design etwas anders an…
Übernachtungskosten:
- Nordhorn 5 EUR
- Camping Nationalpark de Rouland 18 EUR
- Noordpoldersijl 0 EUR
- Camping Bourtange in Vlagtwegge 16,80 EUR
Meine Tipps für Eure Reise in die Provinz Groningen:
Plant für die Reise ruhig 4-5 Tage ein, wenn Ihr Euch die Zeit nehmen könnt, und besucht dann auch den Nationalpark Lauwersmeer. Fahrt an einem ganz normalen Wochentag nach Groningen zum Bummeln und Einkaufen. Besucht das Watt, die Seehundstation, die Gärten der Menkema Borg und die Festung Bourtange. Trödelt und fahrt auf den herrlichen Landstraßen: Vornehmlich die schönen Gutshäuser der Bauernhöfe am Wegesrand haben uns sehr beeindruckt.
Altijd een goede reis!
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