Ein 80 km langer Küstenabschnitt mit Geschichte „Route Normandie Operation Overload“
Geschichtliche Weiterbildung im Urlaub: Natürlich ist die Normandie auch ein historischer Ort durch die Geschehnisse rund um den 06. Juni 1944, dem D-Day, an dem kurz nach Mitternacht die Alliierten an einem ca. 80 km langen Küstenabschnitt landeten und Frankreich und die Welt vom Naziregime befreiten. Bis August 1944 sind hier über 150.000 Alliierte angekommen. Dabei gab es bitterliche Schlachten und unfassbares Leid. Viele gerade junge Männer fanden hier den Tod.
Wir beginnen unsere geschichtliche Reise in Ouistreham. Ein Monument beschreibt hier, was Winston Churchill in 1940 über die bevorstehende Schlacht sagt und später in 1948 über die Europäische Union. Seine Worte sind auch heute noch erschreckend en vogue und aktuell.
“We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oceans, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills we shall never surrender.“ Das war am 4. Juni 1940.
Und “Men will be proud to say, I am European. We hope to see a Europe where men of every country will think as much of being a European as belonging to their native land. We hope that wherever they go in the European continent, they will truly feel here, I am at home.“ Das war am 07. Mai 1948.
Weiter fahren wir die Route Normandie „Overload“. Sie führt uns vorbei an Sword Beach, Juno Beach und Gold Beach. Wir besuchen den Ort, an dem die Kanadier an Land gingen und kommen am Kanadischen Haus vorbei – dies soll das erste Haus sein, das damals befreit wurde. Die Totems die wir in Vancouver schon bewundert haben, sind hier auf dem Fensterbrett gestapelt.
In Arromanches sind noch Teile des alten Hafens der Alliierten zu sehen und es gibt ein 360 Grad Museum, das einen historischen Film anbietet, aber geschlossen hat. Wir entscheiden kurzerhand, hier zu übernachten. Neben uns stehen schon ca. acht andere Wohnmobile auf den Klippen. Der Blick auf das Meer ist so schön – aber es fällt uns sehr schwer, die Geschichte und die noch vorhandene Hafenanlage zu ignorieren und uns einfach an der Schönheit der Landschaft zu erfreuen. Am nächsten Morgen schaut sich Sven den Film an – ich bleibe bei Milla und wir spazieren durch die Felder.
Der amerikanische Soldatenfriedhof
Dann geht es weiter zum amerikanischen Soldatenfriedhof. Dieses Erlebnis ist kaum in Worte zu fassen. Die Anlage lässt uns vergessen, dass wir in Frankreich sind und versetzt uns gefühlt nach Amerika. Das Wasserkunstwerk, das die Landung der Alliierten im Informationszentrum zeigt, ist bildschön und sehr symbolhaft. Es erläutert so still und kraftvoll, was sich abgespielt hat, dass es bereits bei dieser ersten Begegnung mit dem Krieg die Besucher emotional packt. Dann geht es durch einen sehr gepflegt angelegten Park zu den Gräber. Es ist so friedlich und so still und der Blick über das Meer so schön – aber alles, was sich hinter der Anlage und dem Park verbringt ist Krieg, Tot, Leid und Elend. Im einem riesigen offenen Pavillon wird der Krieg gegen Deutschland aufbereitet, in einem zweiten der gegen Japan. Eindrucksvoll, kraftvoll. Die Geschehnisse von 1944 nehmen mich voll mit. Das Leid all derer, die sterben mussten, macht mich sprachlos. Wie schrecklich Krieg ist – damals wie heute! Wie wird man diese Bilder los. All diese Kreuze, all diese Toten. Der Blick auf die von der Sonne wunderbar beleuchtete Küste – und gleichzeitig die Gewissheit, dass dort die Schlachten stattfanden. Auch Bilder aus der Zeit sind hier überall allgegenwärtig. Sie sind aufgrund der damaligen Technik in schwarz / weiß. Sie sehen so trist aus, nach schlechtem Wetter, schlechter Sicht. Aber der D-Day war auch im Juni, genau wie unser Besuch. Und die Küste ist so schön, die Sonne strahlt, das Wasser glitzert türkis. Wie kann alles voller Rauch sein, laut, stinkend, schreiend und gewalttätig?! Es ist und bleibt für mich unfassbar.
Urlaubsregion Küste
Wie nimmt man diesem Ort den Schrecken? Über 70 Jahre liegen die Geschehnisse aus 1944 zurück. Für die Bewohner der Normandie sind sie täglich da aber sie haben gelernt, damit zu leben. Uns nehmen sie von der ersten Minute an total mit und es fällt schwer, die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Die Menschen machen hier Urlaub, überall sind Campingplätze, es wird gesurft und gelacht und gespielt. Das tun wir jetzt auch – wir gehen mit Milla an den Strand. Und Sven entschließt sich kurzerhand, in La Manche zu springen.
Weiter geht es für uns zu Omaha Beach. An der Statue „Les Braves“ von der französischen Künstlerin Anelore Banon machen wir ein Picknick und hoffen, dass auch weiterhin Menschen mutig sind und gemeinsame Sache gegen das Böse machen. Wir setzen uns erstmals unter unseren neuen Schirm und machen Mittagspause.
Im Anschluss fahren wir zum Pointe du Hoc, das Sven alleine besichtigt. Hunde sind verboten und Milla und ich verbringen einfach mal eine halbe Stunde im Schatten der Hecken, die um den Parkplatz gezogen sind. Sven sieht sich die Gefechtsanlagen an und kommt erneut fassungslos zurück. Dann geht es vorbei an der Friedensstatue und schließlich besuchen wir noch den deutschen Soldatenfriedhof im Landesinneren. Die Ahornbäume des Friedensparks begrüßen uns. Es gibt auch nicht viele Besucher. Mit diesem letzten ebenfalls fürchterlichen Eindruck wollen wir unsere Reise in die Vergangenheit beenden und machen uns auf die an die Ostküste nach Ravenoville.
Tipp für Hundebesitzer
Mein Hundetipp für die Besuche der Museen, Friedhöfe und historischen Anlagen: Bringt viel Zeit mit, wenn Ihr mit Euren Hunden unterwegs seid. Bei unserem Besuch im Juni war es bereits 25 Grad warm und auch bei geöffneten Fenstern wollten wir es unserer Milla nicht allein im Auto lassen. Bei vielen historischen Anlagen sind Hunde einfach nicht erlaubt und dann heißt es, nacheinander die Anlagen zu besuchen – und das dauert dann einfach doppelt so lang. Zudem bieten die historischen Einrichtungen zum Teil viel zu lesen und zu sehen. Und wenn das Tier im Auto bleibt und ich „nur mal kurz schauen wollt“, vergeht die Zeit wie im Fluge! Attention!
Wohnmobilstellplatztipp
Es gibt viele Stellplätze entlang der historischen Landungsstrände. Wenn Ihr Abstand zu den Geschehnissen benötigt, dann wird es dort überall schwierig, über Nacht zu bleiben. Wenn Ihr aber den Abstand findet, dann empfehle ich Euch den Stellplatz in Arromanche. Er bietet nichts außer dem Platz mit herrlichem Blick über die Küste und das 360 Grad Kino. Es gibt keine Ver- und Entsorgung oder ähnliches. Aber ihr könnt in den Ort laufen. Arromanche-les-Bains, Belvedere für 6 EUR.