Wir bereisen die Industriestadt Le Havre und machen uns vor Ort ein Bild von der Szene. Tatsächlich ist die Stadt im 2. Weltkrieg so ziemlich komplett zerstört worden. Hier hat man jedoch danach nicht versucht altes bekanntes wieder herzurichten sondern hat sich entschieden, die Stadt komplett neu zu denken und nach neuen Idealen und Plänen neu zu bauen – auch in früheren Zeiten war Le Havre schon eine Planstadt. Entsprechend ist es in den 50er Jahren dann eine Stadt des Betons geworden. Ich muss gestehen, ich werde nicht so recht war mit der Architektur.
Wir parken mit unserem Clever Van am Kanal neben dem Fischmarkt. Wieder stehen wir in einem Parkstreifen für PKW und passen der Breite wunderbar hinein und in der Länge benötigen wir ca. 1,5 Parkplätze. Da der Platz da ist, ziehen wir ein Ticket und bleiben dort stehen. Die Franzosen machen generell Mittagspause – entsprechend muss der Parkplatz von 8-12 und dann wieder von 14-18 bezahlt werden. Und natürlich sind wir wieder kurz vor der Mittagszeit am Start. Wir ziehen für 1,50 EUR ein Ticket, das dann von 11.00h bis über die Mittagspause hinaus Gültigkeit hat. Zuerst schlendern wir über den Fischmarkt. Es gibt Hummer, Austern, Muscheln, Schnecken und diverse Fische. Unter anderem Fische, deren Haut bereits abgezogen wurde, die aber ansonsten noch ganz sind. An jedem Stand ein ähnliches Angebot.
Da wir aber nicht vorhaben, Fisch zuzubereiten schlendern wir weiter über die Brücke zum Hotel Centre Ville. Die Architektur ist wirklich ganz anders, als wir es gewohnt sind. Der Platz ist riesig und die Springbrunnen werden gerade frisch gereinigt. Alles wirkt clean aber auch gleichzeitig recht imposant. Von dort marschieren wir zu den Wahrzeichen von dem brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer „Le Volcan“. Sie werden für kulturelle Zwecke genutzt, für Konzerte und Events. Sie erinnern mich an den Fuß eines Kraftwerks – hab ich doch vor meinem Urlaub erst noch Knepper in Dortmund besucht… déja vu! Die Einwohner Le Havres nennen die zwei Bauwerke jedoch ihre Joghurtbecher. Eine touristische Attraktion in Le Havre ist zudem die 50er-Jahre Musterwohnung die der Pariser Architekt Auguste Perret erschaffen hat. Auf den Postkarten des Tourismusbüros werden jede Menge Einrichtungsgegenstände dieser Wohnung dargestellt. Wir haben die Wohnung nicht angeschaut – hätten uns anmelden müssen.
Mit meinen ersten rudimentären Französischkenntnissen gehe ich in einen kleine Obst- und Gemüsemarkt und kaufe einige Früchte und etwas Wasser. Sven kauft uns in einer Boulangerie köstlich belegte Baguette. Dann besuchen wir die Kirche Notre Dame nacheinander und marschieren mit Milla zum Containerhafen. Mit Blick auf das Hafenbecken und mit der Hoffnung auf einige beeindruckenden Schiffe nehmen wir unser französisches Mittagessen ein. Leider kam kein Schiff – aber der Containerport hat mich mit seinem kunstvoll bunten Bauwerk auch so begeistert.
Dann geht es weiter über die unglaubliche Pont de Normandie – die Schrägseilbrücke, die über die Seine führt und uns von Le Havre nach Honfleur bringt. Die Überfahrt dauert über 8 Minuten und kostet uns 6,50 EUR – aber sie ist ihr Geld wert! Was ein beeindruckender Ausblick über die Seine und in den Ärmelkanal! Zudem natürlich auch „was ein interessantes Konstrukt“! Sie ist so geschwungen, dass auch große Schiffe hindurch fahren können. Dafür hat es den Anschein, sie wird eben von zwei Seiten durch extrem starke Seile nach oben gezogen…also ich kann’s nicht erklären, verweise hier aber einfach mal auf Wikipedia! Es lohnt sich, darüber mehr zu lesen!!!
Mit dem Wohnmobil in Honfleur
Über Honfleur wird gesagt, es sei die schönste Hafenstadt der Normandie. Und wir merken es gleich auch an den absolut internationalen Menschenmassen, die sich durch die schmalen Gässchen schieben. Im Hafen liegen Segeljachten, drum herum sind Lokale platziert, die Tischchen und Stühle sind bis zum Kai aufgestellt. In den Nebenstraßen finden sich jede Menge Kunstateliers – ist die Stadt doch auch von den Impressionisten aus dem 19. Jahrhundert stark geprägt. Die Sonne knallt vom Himmel, die Menschen sind in guter Stimmung. Wir entscheiden spontan, nicht weiter zu fahren, sondern eine Nacht hier zu bleiben.
Im Hafen nehmen wir einen Cidre und ein Bier und schlendern weiter zu einem kleinen Hinterhof / Platz mit einem Lokal mit dem Namen Absinthe und genießen unter lauschigen Bäumen unseren ersten Pastis dieser Reise. Herrlich!
Zurück am Stellplatz gibt es ein leichtes Abendbrot, Bierchen und Likörchen und wir sehen den Nutria beim Sex on the Beach zu! Lauschig und schön!
Mein Tipp für Le Havre: Informiert Euch vor der Reise im Touristikbüro über die Zeiten der Museumsführung der Musterwohnung.
Mein Wohnmobilstellplatztipp: Nehmt für 6,50 EUR den Stellplatz mit 200 anderen: Honfleur, Aire de Camping-Car! Es ist eine nette Gemeinschaft und völlig unkompliziert dort mit Ver- und Entsorgung und Wasser. Und wenn ihr Glück habt, ist auch ein Anschluss für Strom frei – dieses Glück hatten wir nicht, wir benötigten aber auch keinen Strom.
Pingback: Betonstadt und der schönste Hafen der Normandie! | hausfrauenmethode