Sommer heißt schulfrei. Dann sind morgens keine Kinder und Lehrer unterwegs. Busse sind leerer und ohne rush-hour komme ich schon bei der ersten Grünphase über die Ampel. Im Büro ist das Telefon stiller als sonst, in den Fluren herrscht eine eigenartige gedämpfte Atmosphäre – manchmal ist es sogar ein bisschen unheimlich. Alle weg… nur wir Kinderlosen halten in den Ferien eisern die Stellung. Ab und zu gönnen wir uns ein verlängertes Wochenende, dann nehmen wir einen Tag frei. Mal gehen wir auch ein Stündchen eher nach Hause oder verlängern mal eine Mittagspause… Aber generell sind wir konstant den gesamten Sommer über im Job. Die Freizeit konzentriert sich auf das Wochenende. Und dann schaffen wir uns unser eigenes Sommer-Urlaubs-Feeling direkt vor der Haustür…
Samstag – Wanderung mit Freunden
Ist ja wieder klar, Wochenende und schlechtes Wetter ist angesagt. Egal, verabredet ist verabredet. Um 14:30h ist Treffpunkt. Pünktlich zehn Minuten davor beginnt es zu regnen. Wir warten kurz, dann geht es trotzdem los. Ganz im Sinne des Umweltschutzes fahren wir mit fünf Menschen und zwei Hunden in einem Auto zum P&R Parkplatz Fredenbaum. Dort starten wir unsere Wanderung – nur 15 Minuten entfernt von zu Hause. Durch den Park geht es zum Leistungszentrum des Deutschen Ruderachters an den Kanal… Ist ziemlich ausgestorben, die Kanuten sind in Brasilien… Drücken wir an dieser Stelle für Olympia doch gleich mal die Daumen.
Weiter gehen wir über die erste Brücke und überqueren damit den Dortmund-Ems Kanal. Direkt dahinter biegen wir auf den gleichnamigen Radweg ab. Jetzt geht es immer geradeaus. Der Himmel reißt auf und es ist schön zu laufen. Menschen und Hunde genießen die Ruhe. Klar, wir sind noch immer in derselben Stadt, trotzdem fühlen wir uns, als wären wir ganz woanders… Denn den Blick über den Kanal haben wir sonst nicht. Es erscheint lauschig und idyllisch. Doch immer wieder ist auch das Moloch der Großstadt erkennbar. Wir passieren das Warmwasserschwimmbad Deusen, das Europalager von IKEA und überqueren schließlich nach 6 km die zweite Brücke. Der Blick von hier auf den Kanal ist ziemlich identisch. Allerdings sehen wir jetzt das IKEA Lager und auch die Industriekultur viel besser.
Dann schickt der Wanderführer uns weiter geradeaus – aber dort ist ein Zaun! Dafür können wir beim Umweg die Brennerei von der Kornbrennerei Krämer näher ansehen und einige Pferde streicheln. Schön, dass wir bis zum Zaun vorgehen. Im Garten sitzt ein Rentner und wir fragen nach den Weg. Lustig, ich erwarte irgendwie einen exotischen „ossi“ oder „baairischn“ Dialekt… Aber selbstverständlich spricht der Herr „ruhri“! Und selbstverständlich ist er auch gleich zu einem Pläuschchen aufgelegt: Dass die Wanderführer immer über diese Straße schicken würden und dies auch in jede neue Auflage überommen würde, findet er witzig – er lebe schon sein gesamtes Leben dort und während der gesamten Zeit sei der Weg schon verschlossen …
Der kleine extra Schlenker führt an Reitställen, Reitanlagen, Pferdekoppeln und einem kleinen Wäldchen vorbei – rauf geht es die steile Böschung und weiter geht es Richtung Stadt. Bei der nächsten Brückenüberquerung schauen wir nach Westen – von dort kommt die nächste Regenfront…. Wir erfreuen uns am herrlichen Bild des Spektakels… sputen uns gleichzeitig, zurück zum Park zu kommen. Beim Bootshaus startet der Regen. Auch unterstellen hilft nicht. Irgendwann hält auch das Blätterdach den Regen nicht mehr auf. Wir flitzen zu siebt durch den Fredenbaum zum Biergarten Schmiedingslust… Hier ein kurzes schnelles zischendes Radler. Die Küche ist schon geschlossen daher geht es weiter zur Depothek: Einkehr mit zünftigem Essen und köstlichen Getränken. Und wie es zu einer ordentlichen Wanderung dazu gehört, alle sind geschafft und müde. Die Hunde schnarchen schon in der Kneipe, wir schlafen auf dem Sofa beim Krimi ein.
So improvisieren wir Ferien daheim. Und wie man bei uns sacht… Montach wieder anne Schüppe 😉
Fazit
14,40 Km
3:36:21 Zeit
5 Höhenmeter
782 kcal
Quelle aus dem Wanderführer Kompass Ruhrgebiet